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Patientenorientierte Arzneimittelversorgung
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit
Zwischen 19 % und 35% aller patientenschädigenden Ereignisse im Krankenhaus gehen auf Medikationsirrtümer zurück. Die Konsequenzen für den betroffenen Patienten reichen von Übelkeit und Erbrechen über befristete Gesundheitsbeeinträchtigungen, Ertragen von Zusatztherapien, Liegezeitverlängerungen und schlimmsten Falls bleiben dauerhafte Gesundheitsschäden oder der Patient verstirbt. Für das Krankenhaus entstehen ungeplante Zusatzkosten aufgrund notwendiger Gegentherapien, Liegezeitverlängerungen und negative Kommunikation unzufriedener Patienten. Die Folgekosten von Medikationsirrtümern werden in den USA auf über 2 Mrd. Dollar geschätzt. Über durch Arzneimittel verursachte Todesfälle gibt es keine gesicherten Daten. Für Deutschland kursieren Zahlen über vermeidbare Todesfälle in Krankenhäusern von mindestens 160 bis über 3.000, in US-Krankenhäusern sind es systematischen Schätzungen zufolge 1.500 bis 7.000 Menschen pro Jahr.

Das Centrum für Krankenhausmanagement kommt auf Zahlen zwischen 0,015 und 0,019 % aller Patienten, die durch einen Medikamentenirrtum in deutschen Krankenhäusern versterben, dies entspricht etwa 2550 Patienten.

Wesentliche Quellen für Medikationsfehler sind Arzneimittelkomplexität (54.000 zugelassene Medikamente auf dem deutschen Markt), mangelnde Präparat Kenntnisse der Ärzte und eine fehleranfällige Arzneimittellogistik (von der Medikationsverordnung über das Therapiemonitoring bis zur kontrollierten Arzneimitteleinnahme).

Zwei Maßnahmen tragen zur nachhaltigen Reduzierung von Medikationsfehlern mit fatalem Ausgang (Adverse Drug Event) bei:



Einsatz von klinischen Pharmazeuten (Arzneimittelanamnese, Arzneimittelkonsil mit Freigabefunktion, AM-Monitoring, AM-Controlling),



Dezentrales Unit Dose-System in Verbindung mit elektronischen Versorgungsschränken und komplementärer Medikations-Verordnungs-Software (CPOE=Computerized Physician Order Entry System).



Krankenhäuser, die daran interessiert sind, ihre Medikalprodukte- und Pharmalogistik durch den Einsatz elektronischer Versorgungsschränke sicherer und kostengünstiger zu gestalten, können an Pilotprojekten teilnehmen, die vom Centrum für Krankenhausmanagement wissenschaftlich begleitet werden. Anfrage und nähere Informationen unter www.krankenhausmanagement.de.
Autor
Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff
 
ArtikelFachbereichFachrichtung
2010BetriebswirtschaftslehreKrankenhausmanagement
 
Schlagwörter
Adverse Drug Event, Arzneimittel-Anamnese, Automatische Bestandsprüfung und Bestellauslösung, Elektronische Versorgungsschränke, Letzte Meile in der Medikationslogistik, Medikationsfehler, Patientenorientierte Arzneimittelversorgung, RFID/Barcode, Risiko Management, Therapeutische Unit Dose